6. Reisebericht, 21.06.2006, am Issykul-SeeGruezi,
Hallo, Servus?
Heute ist bereits der laengste Tag des Jahres. Wir stehen am
Issykul-See an einem herrlichen Sandstrand in der Naehe des Dorfes Tong.
Bis zur Mittagszeit waren wir fast alleine am Strand, jetzt hat es
einheimische Badegaeste gegeben, vor allem die Kinder erfreuen sich im
Wasser und auf dem heissen Sand. Hier am See haben wir wirklich das
Gefuehl wir seien am Meer.
Das Wasser ist tiefblau, sehr sauber aber leider nicht hochsommerlich
warm, es braucht schon eine Portion Ueberwindung um ins Wasser zu steigen
und ein Kurzstreckenschwimmen zu absolvieren. Im See koennen wir keine
Fische oder sonstige Krabbeltiere entdecken. Guenther hat versucht einen
Fisch zu fangen mit der in Bishkek gekauften Fischrute. Petriheil hat ihm
bis jetzt noch keinen Erfolg gebracht.
Es ist jammerschade hier sind die schoensten Straende mit Glassplitter
uebersaet, es ist unmoeglich barfuss am Strand zu gehen. Die Bier- und
geleerten Spirituosenflaschen werden zerschlagen und es scheint, dass hier
die Flaschenentsorgung auf diese Weise geregelt wird. Nicht zu uebersehen
ist wieviel hier getrunken wird, ein Maennervergnuegen mit enormen Folgen.
Es klingt bestimmt fuer etliche Leute unverstaendlich, aber wir
benoetigen wirklich einen Ruhetag. Langzeit-Traveller wissen wovon ich
rede!!??
In Karakol konnten wir alle faelligen Arbeiten erledigen. Bevor wir
weiter fuhren besichtigen wir noch die dunganische Moschee. 1883 hatten
sich Dunganen, chinesische Moslems in Karakol niedergelassen und die
originelle Sehenswuerdigkeit aus Holz, die aussieht wie ein buddhistischer
Tempel gebaut. Auch die russisch-orthodoxe Dreifaltigkeitskirche ist ein
Holzbau inmitten eines grossen Gartens mit vielen Rosen.
Auf einem kleinen Bazar decke ich mich noch mit Fruechten, Aprikosen,
kleine blaue Pflaumen aus Osh im Ferghanatal, Pfirsiche und Gemuese ein.
Eine Flasche Mineralwasser wollten sie mir in einem Laden fuer 60.-- Rom
anhaengen, da machte ich nicht mit, fast Fr. 2.-- ist mir des Guten
zuviel. Gestern kaufte ich die gleiche Flasche fuer 25.-- Rom, der Preis
ist gerechtfertigt. An einer Tankstelle hat der Tankwart schnell nach dem
Auftanken die Saeule auf Null gestellt und wollte mir dann auf die 2000.--
Rom nichts mehr rausgeben. Er hatte Pech weil ich den Betrag und die
Literzahl schon in das Benzinbuch eingetragen hatte. Vorsicht ist die
Mutter der Porzellankiste!!
In der Naehe von Karakol wollten wir die Hot Springs & Health Resort
aufsuchen.Leider wurde nichts aus einem heissen gesunden Quellenbad, tote
Hose!! Also zurueck nach Karakold und ins Jeti Oeguz Tal mit seinen roten
Sandsteinklippen.
Die Strasse fuehrt 10Km in die Berge und ploetzlich taucht eine rote
Felsengruppe mit ca. 9 gerillten Felsen auf. Wir machen zuerst am Fluss
eine Mittagspause und dann laufen wir eine Schlucht hoch um diese
Natursehenswuerdigkeit zu bewundern. Wir entdecken einen Schotterweg, der
auf ein Wiesenplateau fuehrt mit bester Lage und Aussicht auf die
Szenerie.
Wir holen die Autos und geniessen die einmalige Lage mit einem Bier und
Aperòhaeppchen, eingelegte Tomaten in Olivenoel, gerade richtig um das
schon etwas hartgewordene Brot zu essen, es mundete allen bestens. Hier
auf 2000 m Hoehe wird es nachts kuehl und wir schlafen bestens. Am 20.
Juni verpassen wir das Schauspiel Sonnenaufgang nicht. Die roten Felsen
werden langsam von den ersten Sonnenstrahlen erleuchtet und der Himmel ist
im Gegensatz zu gestern wolkenlos blau. Nach dem Fruehstueck will Guenther
sein Fischerglueck unten im Fluss versuchen, mich zieht es in die Hoehe.
Mit Rucksack und Fotoapparat wandere ich ueber das Plateau und steige auf
einen nahe gelegenen Huegel von wo ich einen wunderbaren Blick auf eine
der Haupsehenswuerdigkeiten Kirgistans habe und zudem eine fantastische
Aussicht ins Flusstal, in die Schneeberge und in der Ferne sehe ich das
Tien Shan Gebirge. Nach meiner 2-std. Wanderung treffe ich mich unten im
Tal mit Guenther und wir fahren gemaechlich zurück an den Issykulsee.
Auf dem Weg machen wir einen Fotohalt und schon stehen Touristen aus
Oesterreich bei uns und koennen es fast nicht glauben hier einen Pinzgauer
anzutreffen. Das oesterreichische Fahrzeug musste mit aufs Bild. Fast
taeglich wird Guenther wegen unserem Fahrzeug angesprochen.
Die Fahrt entlang am Suedufer ist malerisch, blaue Buchten mit langen
Sandstraenden, kleine Doerfer, viele rote, blaue, gelbe und gemischt
bluehende Wiesen und im Hintergrund die Schneeberge sind eine Augenweide.
Zwischendurch fahren wir durch lang gezogene Alleen, wo die riesigen
Baeume ihre Aeste gegen die Strassenmitte beugen um dem Gegenueber seine
Arme zu reichen.
Wir haben uns mit unseren Reisekollegen am See verabredet und treffen
uns am spaeten Nachmittag. Wir stehen direkt am See und geniessen den
wunderbaren Abend mit schoenem Sonnenuntergang. Kaum ist die Sonne weg
braust ein Auto an und ein Mann kommt zu uns und will uns weismachen, dass
wir hier nicht stehen duerfen und dafuer wohlgemerkt 500.-- US Dollar
Strafe bezahlen sollen.
Hans und Doris, sie haben vor der Reise einen russisch Kurs besucht,
diskutieren mit dem Mann, der inzwischen einen Ausweis hervor holt und
seinen Sohn mit einer Aktenmappe zu sich zitierte. Demonstrativ nimmt er
ein vorgedrucktes Papier aus der Mappe und bereitet einen Durchschlag vor,
will von uns Dokumente haben und droht mit der Polizei. Wir geben ihm klar
zu verstehen, dass wir bestimmt nichts bezahlen werden und wir den Platz
verlassen. Er nimmt sein Handy hervor ohne anzurufen. Wir fangen an unsere
Siebensachen zusammen zu packen und den Platz zu raeumen. Damit er nicht
das Gesicht verliert notiert er noch schnell alle Autonummern und geht mit
seinem Sohn lachend von dannen. Bestimmt hat der Mann eine Funktion hier
am See, wahrscheinlich ist er Naturschutzaufseher oder was Aehnliches. Ich
bin ueberzeugt, er wollte mit uns Touristen noch schnell nach
Sonnenuntergang das grosse Geld machen, da war er aber an der falschen
Adresse. Schade, solche Vorkommnisse hinterlassen immer einen schalen
Nachgeschmack. Wir fuhren noch einige Km weg und fanden im Halbdunkeln
noch einen einigermassen guten Schlafplatz gleich neben der Strasse.
Nachts zu fahren macht keinen Sinn, es ist gefaehrlich weil die
Einheimischen sehr sparsam mit ihrem Scheinwerferlicht umgehen, wir sehen
die Schalgloecher und die schoene Landschaft nicht.
Heute haben wir wie gesagt ein Wunderplaetzli und nach dem Abendessen
dislozieren wir auf die ?Aussichtsterrasse? ueber dem Strand.
Donnerstag, 22.6.06. Jetzt sind wir bereits wieder am Strand und
geniessen den See, die Sonne und vor allem die Ruhe, wir sind noch alleine
da.
Was zu Hause das Selbstverstaendlichste ist, ist in diesen Laendern oft
ein schwieriges Unterfangen. Die fuer uns artgerechte Abfallentsorgung
wird hier zum Problem, wir sind oft auf der Suche nach einer Deponie, wohl
weislich das der Abfall mit groesster Wahrscheinlichkeit wieder in die
Landschaft zur Entsorgung gefahren wird. Sauberes Wasser zu bekommen ist
ein Geschenk. Wir fuellen unseren Tank oft an Brunnen mit Handpumpen auf,
nehmen das Wasser aus Fluessen oder fuellen bei Hotels und Tankstellen
auf. Wir haben eine Katadyn Filteranlage im Auto und koennen zudem das
Wasser mit Mikropurpulver entkeimen oder haltbar machen. Bis jetzt sind
wir vom ?Schnellen Otto? verschont geblieben.
Ein anderes Thema sind die Sanitaerenanlagen. Vorallem in den Staetten
sind wir oft gezwungen eine oeffentliche Toilette aufzusuchen. Es sind
meistens Plumpsklos in verschiedenen Ausfuehrungen vorhanden. Die modernen
haben eine Bodenschuessel mit Spuelung, die Landesüblichen haben einen
Bretterboden und sind mit quadratischem Loch versehen. Der Weg zur Staette
der Notdurft ist meistens ueber die Nase erfahrbar. Je nach
Treffsicherheit sehen diese Hockplumpsklos aus. Neulich auf dem Viehmarkt
meldete sich meine Blase. Ich sehe, dass die Frauen rechts und die Maenner
links in ein Gebaeude pilgern, also nichts wie dahin. Es ist ein
Sextett-Plumpsklo und ich geselle mich zu vier Frauen, die das gleiche
Vorhaben wie ich. Die Nase bekommt oft eine Ueberdosis an
Faekaliengeruechen und ist bestimmt nichts fuer heikle Nasen oder sensible
Gemueter. Ich bin zum Glueck in dieser Beziehung nicht heikel, was
bestimmt beruflich bedingt ist.
Heute Morgen hat die Gasflasche seinen letzten Rest fuer das
Kaffeewasser hergegeben. Wir werden uns noch heute um das Auffuellen
bemuehen. Wir haben noch zwei weitere Flaschen, aber was man hat das hat
man. Wegen zuviel Schreiberei und Zeitmangel (ja ja das ist so!!)
verzichte ich auf ein Tagebuch und schreibe deshalb meine Berichte
ausfuehrlich. Echos haben mich bestaerkt weiter zu schreiben.
Wir sind am Westende des Sees angekommen und haben ihn hier ganz
umrundet. Es ist eine einmalige See- und Berglandschaft.
Die Gasflasche nachfuellen zu lassen ist nicht so einfach wie Mann
denkt. Es hat ueberall gefuellte Gasflaschen im Austauschverfahren im
Angebot die nicht in unseren Wagen passen. Erfolgreicher sind wir mit dem
Internet. Ein netter Kirgise lotst uns mit seinem Auto direkt vor das
Internetcafe. Dieser Hinterhofeingang haetten wir nicht so schnell
gefunden.
Hiermit habe ich wieder einen kleinen Einblick in unser taegliches
Globetrotterleben gegeben.
Lieben Dank fuer die E-Mails, die wir immer mit grosser Freude lesen.
Sehr aktuell ist die WM in Deutschland. Guenther hat eine ganze Liste
uebermittelt bekommen. Morgen Abend druecken wir unserer Mannschaft die
Daumen. Morgens um 06.00 Uhr ist der Empfang der Deutschen Welle gut und
wir werden samstags frueh wissen wie das Spiel ausgegangen ist.
Allen im Sternzeichen des Krebses geborenen senden wir herzliche
Glueckwuensche zum Geburtstag!
Wir wuenschen heisse Fussball-Sommerabende und viele Gruesse aus
Kirgistan
Margrit und Guenther Utpadel