11. Reisebericht vom 28.8.06Ein Lebenszeichen aus dem
Land der 1000 Buddhas, Tashi Delek!
Wir sind seit dem 25. August 06 am Yamdrok Yumtso See auf 4480 m Hoehe.
Wir haben ein traumhaftes ?Campingplaetzchen? direkt am See, sehr ruhig
und es hat kaum Verkehr auf der Strasse nach Nangartse. Ab Nangartse ist
angeblich der Strassenbau voll im Gange und die Strasse nach Gyantse
gesprerrt. (Wir werden sehen.) Leider laesst das Wetter etwas zu wuenschen
uebrig, es ist mehrheitlich bewoelkt, ab und zu scheint die Sonne, so dass
wir gleich unsere Jacken ausziehen koennen, dann regnet es paar Tropfen
und Donnergrollen rollt in luftiger Hoehe ueber den See. Hier haben wir
den idealen Platz zum Waschen, flicken was sein muss und die Maenner sind
mit den Autos beschaeftigt.
Der See ist sehr sauber und fuer diese Hoehenverhaeltnisse warm (ca. 18
Grad). Am spaeten Nachmittag steige ich dann doch noch auf einen Bergzug
und habe eine schoene Sicht auf einen Teil des ?Jade Sees?, der eine
Skorpion aehnliche Form hat. Die hohen 7000er haben sich noch nicht in
voller Groesse gezeigt. Die Bergzuege am See entlang sind von sattem Gruen
ueberzogen. In einem Hang entdecke ich mit dem Fernglas tibetische
nussfarbene Gazellen mit weissem Steiss.
Vom Tsangpo Flusstal steigt die heute asphaltierte Passstrasse in
Serpentinen zum Kamba La (4990m) hinauf. Hier hatten wir den ersten
unvergesslichen Blick auf einer der schoensten Seen in Tibet. Der Yamdrok
uebertrifft mit seiner Schoenheit den Nam Tso.
Auf der Passhoehe wurden wir von recht aggressiven Tibeterinnen
bestuermt, sie wollten Geld haben fuer Fotos von ihren Jacks. Die Jacks
lagen angebunden herum und kamen unweigerlich aufs Bild. Die Tiere werden
geschmueckt. Die Jacks, Hunde und Ziegen zur Touristenattraktion
missbraucht. Wir sind entsetzt ueber das unmoegliche Benehmen der
Einheimischen. Also nichts wie runter vom Pass und am See ein friedliches
Plaetzchen suchen.
Sonntag, 27.8.06.
Wir setzen uns ins Auto und fahren auf der asphaltierten Strasse
gemuetlich dem See entlang nach Nangartse, kurz nach dem Ort werden wir
gestoppt und abwinkend gibt uns der Chinese zu verstehen, dass der Karo La
Pass wegen Strassenbau gesperrt ist. Auf dem Weg sehen wir einen
Zeremonie-Umzug.
Vorneweg laufen Maenner mit Fahnen, Banner und einem Tongefaess, darin
wohlriechende Kraeuter und Wachholderzweige brennen. Die Frauen in ihren
schoenen bunten Trachten mit Haar- und Kettenschmuck rausgeputzt, tragen
auf den Ruecken kleine Holzbaenke und darauf die in Tuecher eingewickelten
heiligen Schriften.
Das Bild vom Panchen Lama, Titel des hoechsten Abtes vom Kloster in
Shigatse, der im 1989 starb wird mitgetragen. 13 Reiter in nicht weniger
attraktiver Festtagskleidung mit auffallenden roten, zylinderartigen
Hueten, die rundherum mit vielen feinen Kordeln versehen sind, die durch
den Wind und die Kopfbewegungen in dauernder Schwingung pendeln. Die
Pferde tragen bunt geschueckte Schweife, vielfaeltigen Kopf- und
Sattelschmuck/Teppiche.
Ploetzlich wendet sich der Zug von der Strasse ab und geht durchs Feld
hinauf zu einer Chorten/Stupa, Bau fuer Reliquien und Votivgaben. Die
Frauen sind schon weiter gelaufen als wir schnaufend oben beim Chorten
ankommen.
Eine alte Nonne sitzt auf dem Boden vor dem Chorten und dem daneben
stehenden brennenden Lehmofen und rezitiert aus den heiligen Schriften,
murmelt Mantras und uebergibt dem Feuer Kraeuter und Wachholderzweige.
Zudem werden heiliges Wasser, Koerner und fluessige Jackbutter ueber den
Chorten geleert.
Die Reiter sind von ihren Pferden gestiegen und haben sich in einem
Halbkreis um den Chorten aufgestellt und sprechen dem Vorbeter die
heiligen Gebeten nach in dem sie spezielle Handbewegungen machen. Dann
springen die Reiter auf ihre Pferde und reiten den Frauen nach.
Die alte Nonne wird von einer jungen Tibeterin am Arm gefuehrt und die
Beiden verlassen langsam den heiligen Platz. Leider wissen wir nicht um
was fuer eine Zeremonie es sich handelte. Vielleicht um ein Dankesritual
fuer eine gute Ernte? Als wir gegen Abend zu unserem ?Campingplatz?
zurueck fahren begegnen wir dem Ritualzug wieder. Ich nehme an, dass diese
Zeremonie an einigen Chorten auf vielen Feldern praktiziert worden ist. Es
ist ein Segen zu sehen wie die Dorfgemeinschaften ihre religioesen Rituale
(wieder) praktizieren.
Nangartse, der groesste Ort am See ist auch zu einem chinesischen Dorf
geworden. Auch hier spriessen die Neubauten, immer im gleichen Stil
gebaut, aus dem Boden. Die neuen Haeuser bekommen durch die bunt bemalten
Holzfenster und Tueren einen tibetischen Touch. Wir treffen hier in einem
chinesischen Restaurant unsere Kollegen und stillen unseren Hunger mit
Reis, spicey Tofu und Tomaten mit Ei, waren lecker aber teuer,
Sonntagsessen 54 Yuan.
Auf der Rueckfahrt haelt Guenther Ausschau nach dem idealen Platz zum
Fischen. Am ersten Tag, kaum hatte er die Fischrute in den See geworfen,
biss schon eine schoene Seeforelle an. Das war leider bis heute der
einzige Biss, ein ?Eintagsfisch?. Es faengt heftig an zu Regnen und die
Huegelspitzen auf der anderen Seeseite sind schnell wie mit Puderzucker
ueberstaeubt. Auf der Strasse liegen zum Teil grosse Steinsbrocken und am
Seeufer verfaerbt sich das Wasser schnell von den braunen Baechen, die die
Haenge hinunter fliessen. Es ist enorm wie schnell sich das Wetter aendert.
Laura fuehlt sich diesbezueglich einwenig zu Hause in Schottland. Nach
einer warmen Suppe verkriechen wir uns schnell in den warmen Schlafsack.
Der Tag schweift in Gedanken nochmals vorbei. Mir wurde waehrend der
landschaftlich einmaligen Fahrt den See entlang bewusst was fuer Gedanken
die neue Asphaltstrasse in mir ausloest. Im 1998 fuhren wir, das Tempo der
Schotterstrasse angepasst, am See entlang und bewunderten das einmalige
Gewaesser, Berge und die kleinen tibetischen Doerfchen. Auf der
Asphaltstrasse wird bestimmt viel schneller gefahren und dadurch braust
die schoene Landschaft an Mann/Frau vorbei. Fuer mich passt diese super
Teerstrasse mit Leitplanken nicht in diese Landschaft.
28.8.06. Den heutigen Tag verbringen wir nochmals am See. Ich sitze am
PC, Guenther daneben mit einem Buch und draussen guckt die Sonne zwischen
den Wolken durch.
Jetzt will ich aber gedanklich zurueckkehren nach Lhasa.
Freitag, 18.8.06
Heute Morgen gehen wir zuerst zu Mrs. Dawa aufs Buero wegen der
Genehmigung fuer Guge/Zaparang sie braucht doch noch unsere Reisepaesse
mit Chinavisum.
Guenther und ich laufen danach zum Nonnenkloster Ani Tsangkung. Wir
kommen gerade zur Gebetszeit um 11.00 Uhr an. Die Nonnen sind in der
Hauptkapelle versammelt und praktizieren nebst Gebeten verschiedene
Rituale, z.B. blasen mit dem Muschelhorn, diverse Handgesten und
Stellungen, Migta, das rote Band wird um die Stirne gelegt und findet halt
hinter den Ohren, Medo, der in zartem, durchsichtig weissen Blattgewebe
eingebettete Samen von einem Baum (leider weiss ich den Namen des Baumes
noch nicht) ist ein ca. 5 cm grosses Blaettchen, das die Nonnen sich an
die Stirne kleben oder auf den Kopf legen und wieder die dem
entsprechenden Gebete rezitieren. Die Nonnen laden mich ein, mich zu ihnen
zu setzen. Sie geben mir zu verstehen, dass ich fotografieren darf. Sie
wollen dann gleich die Digitalaufnahmen sehen und freuen sich, lachen und
kichern ueber ihre Aufnahmen. Zwei juengere Nonnen winken mir vom anderen
Ende, ich gehe zu ihnen. Sie machen mir Platz und ermuntern mich von ihnen
Fotos zu machen. Jetzt wird jeder Nonne Wasser in die rechte Handballe
gegossen, sie laben mit der Zunge am Wasser und den Rest spritzen sie sich
aufs Haupt.
Auch ich bekomme von ihrem Wasser und sie zeigen mir das Ritual, so wie
auch eine immer wiederkehrende Handstellung. Sie koennen sich amuesieren
wie ich mit meinen Fingern ungewohnte Verrenkungen mache. Sie strahlen als
ich die Handstellung kapiert habe. Zwischendurch legt die eine Nonne ihren
Kopf auf meine Schulter und bekundet mir nach meinem Empfinden ihre
Sympathie und Akzeptanz. Die Nonnen haben ueberhaupt keine
Beruehrungsaengste, sind offenherzig, froehlich und lachen gerne. Guenther
hat sich in eine dunkle Ecke gesetzt und der 2-std.Gebetszeit von da
beigewohnt. Ich fuehlte mich sehr wohl und integriert in dieser
Nonnengemeinschaft. Hier wird der tibetische Buddhismus wirklich noch auf
eine natuerliche Art praktiziert. Aus der Nonnenkueche holen wir uns zum
Mittagessen eine Nudelsuppe. Guenther geht zurueck zum Auto und ich gehe
zur Blindenschule fuer Kinder.
Ich habe vor paar Jahren das Buch von Sabriye Tenberken gelesen und sie
mal in Zuerich persoenlich gesehen und ueber ihre Projekte vieles
erfahren. Doris und Laura zeigen Interesse und kommen mit mir. Sabriye ist
selber blind, hat studiert und die tibetische Sprache gelernt und die
tibetsche Blindenschrift ins Leben gerufen. Ihr unermuedlicher Einsatz und
starker Wille trotzten allen Widerstaenden, sie schaffte es im 1998 die
Schule fuer blinde Kinder in Lhasa zu eroeffnen.
Eine junge blinde Tibeterin empfaengt uns, erzaehlt uns die
Lebensgeschichte von Sabriye, die Entstehung der Schule und zeigt uns die
verschiedenen Raeumlichkeiten. Heute hat die Schule Raum fuer 40 blinde
Kinder. Die Kinder werden sprachlich in Tibetisch, Chinesisch und Englisch
mittels der Blindenschrift und Computer unterrichtet. Zudem lernen sie im
taeglichen Leben in der Gesellschaft und draussen auf der Strasse zu
ueberleben. Mit Blindenstock sich in diesem heutigen Verkehrsgewimmel zu
Recht zu finden ist bestimmt ein schwieriges Unterfangen. Die
Fussgaengerstreifen mit Ampeln werden vor allem auch bei gruen ignoriert,
der Staerkere hat Vorrang!! Die Kinder wohnen in der Schule und bekommen
so die taeglichen Arbeiten im Haus vermittelt, lernen Hygiene und
Koerperpflege ect. Die junge Tibeterin war selbst eine Schuelerin, blieb
und arbeitet fuer die Schule und war bereits ein Jahr in England in der
Schule. Sabriye vermittelt und lebt ihr Lebensmotto ?Blind ohne Grenzen?
vor. Sie hat bereits weitere Projekte in Suedinden und in Shigatse. Wir
sind tief beeindruckt von diesem Projekt.
Interessierte schauen unter: www.braillewithoutborders.org
Samstag, 19.8.06
Heute gehe ich alleine durch die Strassen von Lhasa. Zuerst besuche ich
den Ramoche Tempel, der von der Bedeutung her nur vom Jokhang uebertroffen
wird. Es sind wenige Moenche zu sehen und ich treffe auch keine
Gebetszeremonie an. Dafuer wird vor dem Tempel die ganze Souvenirpalette
feilgeboten und viel gebettelt. Ich schlendere zum ?Snowland? Restaurant
und geniesse ein Croissant und ein Kaffee.
Frisch gestaerkt laufe ich nochmals zum Potala und umrunde den Palast
im Schritt mit den Tibetern/Innen. Sie drehen in einem Fort ihre
Gebetszylinder und haben das Mantra ?Om mani padme hum? auf ihren Lippen.
Sie schenken mir ein freundliches Laecheln und merken, dass ich den
ehemaligen Sitz des SH Dalai Lama auch umrunde. Auf der Rueckseite des
Palastes ist eine riesige Baustelle mit einer Bretterwand der Strasse
entlang abgesperrt. Eine Oeffnung die Zufahrt fuer die Lastwagen
gewaehrleistet lockt auch mich auf die Baustelle.
Niemand weißt mich zurueck und ich schlendere auf der Baustelle
bestimmt ueber einen Km Richtung Potalaeingang. Es werden Wasserbecken,
Teiche, Bruecken und ein riesiger Park (Vergnuegungspark fuer die
Chinesen??) angelegt.
Den Lebensmittelvorrat muss ich noch aufstocken, danach schnell ins
Internet und schon ist wieder Abend. Guenther und ich gehen nochmals
tibetisch Essen bei ?Tashi 1?. Die junge aufgestellte Tibeterin, Maedchen
fuer alles im Restaurant, freut sich uns nochmals bedienen zu koennen und
mit uns zu reden.
Die Genehmigung fuer Guge/Zaparang liegt noch nicht abholbereit auf dem
Tisch. Mrs. Dawa versichert uns, dass die Papiere uns der neue Guide
mitbringt, nachdem wir die Gegenden von Tsethang und Yamdrok See bereist
haetten. Das Stueck Papier, das Tueren und Tore oeffnet heisst ?Aliens
Permit ?.
Sonntag, 20.8.06
Ich erwache mit einem dumpfen Kopf, Husten und Erkaeltung. Guenther hat
es bereits hinter sich. Um 09.00 Uhr verlassen wir Lhasa und fahren zuerst
zur neuen Eisenbahnstation Lhasa, die ueber dem Fluss gegenueber der Stadt
steht. Es ist ein riesiges Terminal mit einem gigantischen Vorplatz der
mit Steinplatten belegt ist und dazwischen mit Baeumchen bestueckt. Der
Bus Terminal liegt abseits und die Eisenbahnpassagiere muessen ihr Gepaeck
ein gutes Wegstueck schleppen. Direkt vor den Terminal-Eingang zu fahren,
das wird den ?Gruppenfuehrern? vorbehalten!!
Nochmals fahren wir durch Lhasa durch um nach Sueden zu kommen. Wir
machen Halt bei dem in den Fels gemeisselten riesigen Buddha. Felsbilder
dieser Art waren oft an Strassen und Paessen zu sehen. Die Tibeter
schleudern Katags hoch und hoffen, dass die Schals oben haengen bleiben
und ihnen Glueck bringt. Beim 5. Versuch bleibt Dorjee?s Katag haengen.
Einer der wenigen Tempel, die die Kulturrevolution ohne erheblichen
Schaden ueberstanden haben ist der Doelma Lakhang in Nethang. Der grosse
indische Weise Atisha hat in diesem Tempel gelehrt und starb 1054 in
Nethang. Die Inder appellierten an die Chinesen dieses Kloster zu
verschonen, worauf Zou Enlai persoenlich intervenierte.
Wir besichtigen das sehenswerte Kloster, sind erstaunt, dass wir
fotografieren duerfen und keiner der Moenche verlangt dafuer Geld oder
bettelt. Wir werden anschliessend ins sehr sauber und huebsch
eingerichtete Klosterrestaurant zu Buttertee eingeladen. Wir ziehen
ausnahmsweise eine Cola vor, die wir unter gar keinen Umstaenden bezahlen
duerfen. Die Moenche nehmen nicht mal eine kleine Spende fuer?s Kloster
an. Erfreut und erstaunt nehmen wir die kloesterliche Gastfreundschaft an.
Etwas suedlicher fuehrt eine Bruecke ueber den Kyi Chu Fluss und wir
fahren hoch zum Ani Shugseb Kloster. Eine gute Strasse windet sich hoch
durch ein fruchtbares Tal mit schoenen tibetischen Weilern. Auf dem
steigenden Weg steigt ploetzlich der Motor vom Pinz aus. Hans schleppt uns
hoch bis auf den Parkplatz unterhalb des Frauenklosters. Guenther findet
den Schaden wieder an der Benzinpumpe und kann ihn nach Zeit aufwendiger
Bastelei beheben.
Wegen meiner starken Erkaeltung mit leichtem Fieber verzichte ich auf
den. Aufstieg zum Kloster. Wir geniessen die enorm ruhige Nacht ohne
Karaoke.
Montag, 21.8.06
Nach dem Fruehstueck steigt Guenther hoch zum Kloster. Ich bleibe im
Wagen und pflege meine Erkaeltung. In diesen Hoehen macht Schnupfen und
Husten doppelte Beschwerden, man bekommt kaum Luft und leidet an Atemnot.
Ich bekomme Besuch von Nonnen, die ins Tal hinabsteigen. Sie setzten sich
zu mir ins Auto und bewundern die Inneneinrichtung, staunen, dass wir
fliessendes Wasser haben und kochen koennen. Ich zeige ihnen wie wir
abends unser Bett ?bauen?. Fuer die aufgestellten Klosterfrauen eine nicht
alltaegliche Abwechslung.
Mittags fahren wir zurueck auf die Hauptstrasse, dann durch den Tunnel
der zum Flughafen fuehrt, den wir links liegen lassen und weiter fahren
bis zur Faehre. Hier koennen wir die Autos parkieren und dann mit
Einheimischen zusammen im Holzboot ueber den Tsangpo Fluss tuckern. Die
Faehre legt beim Kloster Dorje Drak an. Es ist ein bedeutendes
Nyingmapa-Kloster aus dem 17.Jh. Waehrend seiner Flucht im 1959 hielt sich
der 14. Dalai Lama kurz im Kloster auf. Die Lage am Fluss ist wunderschoen
und friedlich. Wir geniessen die gemuetliche 30 Min. Flussueberquerung
zurueck zu den Autos sehr.
Die gute Teerstrasse fuehrt an Doerfern vorbei und auf einigen
Treschplaetzten wird das Korn von der Spreu getrennt. Wir sehen vorwiegend
Handarbeit. Das Korn wird mit einer Steinwalze, die von einem kleinen
Traktor im Kreis darueber gezogen wird, gewalzt. Wir kennen diesen Vorgang
mit Rindern vorgespannt. Heute wird zur Spreutrennung auch ein
motorbetriebener Ventilator genutzt und der Wind hilft auch noch mit. Die
Frauen stehen mit den vollen Sieben vor dem Ventilator und lassen die
Spreu wegblasen. Das Korn wird in Saecke abgefuellt und das Stroh
gebuendelt.
Wir fahren wieder in ein Seitental rein und zum Kloster Mindroling
hoch. Es ist eines der groessten Nyingmapa Kloester, das der aeltesten
buddhistischen Lehrtradition angehoert. Es ist kaum zu glauben, unterhalb
vom Kloster macht unser Auto wieder schlapp. Wieder wird das Abschleppseil
montiert und durch das enge Dorf abgeschleppt, es sind nur wenige Meter
bis zum Platz vor dem Kloster wo wir ueber Nacht stehen bleiben koennen.
Bald hat sich die Dorfbevoelkerung um die Autos versammelt, endlich ist
was los im Dorf. So spannende Ereignisse gibt es bestimmt nicht jeden Tag
zu sehen. Auch die Moenche kommen aus dem Kloster raus und wollen das
Dorfereignis miterleben.
Dienstag, 22.8.06
Die Erkaeltung ist auf dem Weg der Besserung. Ich gehe das Kloster
besichtigen und Guenther baut einmal mehr die Benzinpumpe aus. Sobald der
Motor warm wird und noch Steigungen dazu kommen, bekommt der Motor zuwenig
Betriebsstoff von der Benzinpumpe zugefuehrt. Mittags bekommt der Motor
wieder Benzin zugefuehrt und der Wagen faehrt. Wir beschliessen
unsere Mittagspause in Ruhe am Tsangpo Fluss zu geniessen.
Der Platz vor dem Kloster ist eng, viel Abfall liegt herum, fuer eine
Nacht konnten wir damit leben.
Die Seitentaeler bieten abwechslungreiche und interessante,
einpraegende Augenblicke.Wir finden ein ruhiges Plaetzchen am Wasser und
geniessen unseren Lunch.
Ploetzlich hoeren wir hallo, hallo, hallo, und wer kommt angeradelt?
Maya& Markus mit ihren vollbepackten Fahrraedern. Sie goennen sich bei uns
eine Verschnaufpause verbunden mit einem Schwaetzchen.
Wir fahren weiter ostwaerts nach Tsethang. Mitten in der Stadt versagt
unser Motor wieder. Hans schleppt uns ab bis zur Tankstelle ausserhalb des
Ortes.
Guenther hat mittlerweilen Uebung im Ausbauen der Benzinpumpe. Der
Fahrer und der Guide schauen immer mitfragenden Blicken zu. Jetzt entdeckt
Guenther ein Bruch des Benzinpumpenhebels.
Mit Fahrer und Guide geht er los in die Stadt um das Teil schweissen zu
lassen. Hier bei der Tankstelle haben wir Wasser zu Verfuegung, also wird
Waesche gewaschen, die Haarpracht in Schaum gehuellt, die Wassertanks in
den Wagen aufgefuellt und sonst an den Autos rumgefummelt. Nach geraumer
Zeit kommt Guenther mit dem geschweissten Teil zurueck, das er dann
mittels Feile noch anpassen muss und alles wieder einbauen kann. Die Zeit
bleibt nicht stehen, es ist schon wieder fast 20.00 Uhr. Der Fahrer und
der Guide begleiten uns noch bis zur Bruecke, sie fahren zurueck nach
Tsetang zum Uebernachten und wir suchen am Fluss einen Schlafplatz. Nach
der Bruecke beginnt die Schotterstrasse nach Samye. Es ist nicht einfach
vom Weg abzukommen weil lange Strecken eingehegt sind um die vielen neu
gepflanzten Baeume von den Tierherden zu schuetzen. Wir finden doch noch
ein schoenes Plaetzchen mit Sicht auf einen Schneeberg.
Mittwoch, 23.8.06
Nachts hat es geregnet, der Himmel ist teils bewoelkt. Auf der
Schotter- und Wellblechpiste fahren wir gemaechlich ueber einen Pass nach
Samye. Es ist eine abwechslungsreiche Fahrt zuerst den Fluss entlang, dann
schlaengelt sich die Strasse zur Passhoehe hoch und wir haben einen
schoenen Blick auf die Flusslandschaft und die vielen kleinen und
groesseren Sandduenen. Dem Fluss entlang sind unzaehlige Baeume
angepflanzt um der Versandung stand zu halten. Es ist wirklich
bemerkenswert was die Chinesen jetzt fuer die Aufforstungen investieren
und in die Wege leiten.
Samye ist das erstgebaute Kloster in Tibet. Es wurde um das Jahr 775
vom zweiten Religionskoenig Trisong Detsen mit Hilfe von Padmasambhava und
Shantaraksita, beide indische Lehrer und Tantriker, gegruendet. Samye
wurde koeniglicher Tempel, buddhistisches und politisches Zentrum. Die
Anlage Samye ist Abbild des Universums. Der Haupttempel im Zentrum steht
fuer den mythischen Berg Meru. Vier Tempel, nicht genau in den
Himmelsrichtungen, stehen fuer die vier Kontinente und jeweils daneben
links und rechts standen insgesamt acht kleine Tempel fuer die acht
Nebenkontinente. Im Norden und Sueden standen zwei Kapellen fuer Mond und
Sonne, die die Polaritaet aller Dinge symbolisierten. Die Mondkapelle
steht noch. Die Klosteranlage ist von einer runden Mauer mit 108 Chorten
darauf umgeben. In vier Richtungen befanden sich vier Eingaenge mit je
einem grossen neuen Stupa/Chorten in Weiss, Rot, Gelb und Schwarz. Nach
der heiligen buddhistischen Zahl 108 sollen so viele Tempel gewesen sein.
Es ist ein riesiges Mandala. An einigen Tempeln wird noch restauriert
und gebaut. Ausserhalb der runden Mauer wird enorm gebaut, Strassen
verbreitert und asphaltiert, alles auf chinesische Art und Weise.
Wir fahren zurueck und vor der Passhoehe bleibt unser Wagen wieder
stehen.
Guenther baut nochmals die Benzinpumpe aus und die drei Maenner
zerbrechen sich den Kopf warum die Pumpe ploetzlich kein Benzin zufuehrt.
Guenther erklaert sich der Mangel wegen ungenuegender Isolation der
Schlaeuche gegen die Waerme der Benzinpumpe. Kuerz vor Dunkelheit kommen
wir noch zum gestrigen Uebernachtungsplatz. Hier haben wir Handybereich
und bestellen in der Schweiz eine neue Benzinpumpe und organisieren
telefonisch den Transport/Mitnahme der Ersatzteile nach Tibet. Wir hoffen,
dass es am 5. Sept. klappt und wir die Teile am Airport abholen koennen.
Donnerstag, 24.8.06
Wir fahren nach Tsethang, treffen hier Fahrer und Guide zur Weiterfahrt
und kaufen nochmals ein. Tsethang ist eine chineschische Stadt. Nach
Tsethang machen wir einen kurzen Abstecher zum aeltesten Gebaeude Tibets,
in dem der erste Koenig Nyatri Tsenpo gelebt haben soll. Von weitem ist
der Yumbulakhang auf dem hohen Bergkamm zu sehen. Wir laufen zur Festung
hoch, geniessen die Aussicht ins Tal mit den vielen strohfarbigen Feldern.
Auch hier wird der Ort touristisch vermarktet.
Nochmals erfreuen wir uns der Fahrt dem Yarlung Tsangpo Fluss entlang
und dann die Passstrasse hoch mit Blick auf den Yamdrok Yumtso See. Unser
Wagen hat uns an diesem Pass nicht im Stich gelassen.
Guenther hat hier am See die Benzinleitung anders verlegt und jetzt
hoffen wir sehr, dass die Benzinpumpe bis zum 5. Sept. durchhaelt.
Hier haben wir uns von unserem Guide Dorjee verabschiedet. Er ist ein
liebenswuerdiger und hilfsbereiter Mensch. Schade, dass er sein Wissen
nicht in ein verstaendliches Englisch uebersetzten kann. Er hat selber die
Erfahrung gemacht, dass er seine Englischkenntnisse verbessern muss.
(Tage am Yamdroksee siehe oben)
Morgen Dienstag, 29.8. 06 verlassen wir den friedlichen Ort, fahren
zurueck ueber den Kamba La Pass hinunter ins Yarlungtal. An der Bruecke,
die ueber den Tsangpo fuehrt treffen wir unseren neuen Guide, hoffentlich
mit den ?Aliens Permits?. Dann geht es westwaerts nach Shigatse. Hier
hoffe ich auf ein Internetcafè um diesen Bericht versenden zu koennen.
Herzliche Gruesse aus Tibet von
Margrit und Guenther Utpadel