Buchara, 31.Mai 2006Liebe Daheimgebliebenen
Oft gehen wir im Ausland eher in die Kriche als zu Hause wo wir
Kirchensteuer bezahlen. Pater Janosch hat uns in seinen Gottesdienst mit
Firmung und Kommunion einer kleinen Kinderschar eingeladen. Es ist eine
schoene unkomplizierte Feier, einige kommen etwas zu spaet in die Kirche
und andere gingen frueher weg. Am Sonntag, 21. Mai verabschiedeten wir uns
von Pater Janosch mit einer Spende fuer seine Kirche. In Atyrau
ueberqueren wir den Fluss "Zhayya" und nach der Bruecke sind wir endlich
in Asien. Nach dem Ratschlag vom Pater fahren wir ueber Dossdor nach
Qulsary. Die Strasse verlangt uns einiges ab, Loecher in Huelle und leider
nicht gefuellt, Bodenwellen (nur fliegen ist schoener), zur Abwechslung
einwenig Schotterpiste und Waschbrett. Wir ueben uns hoechst konzentriert
im Slalomfahren. Angst am Steuer einzuschlafen waere laecherlich. Laengere
Strecken schaffen wir mit 15-25 Km/h. Weniger abwechslungsreich ist die
Landschaft, flach soweit das Auge reicht, unwirtlich steppenhaft.
Bei einer Chajkhana/Teehaus campieren wir und geniessen das kuehle Bier
und eine feine Nudelsuppe. Das Menueangebot ist schnell ermittelt. Die
Menschen freuen sich ueber auslaendische Besucher, sie sind nett und
freundlich.
Schade, dass es ueberall viel Abfall herumliegen hat, vorallem die
Plastic-und Glasflaschen sind bedenklich. Oft sind auch die Gerueche
nasenbetaeubend. Die schlechte Strasse geht so weiter bis zur
Kasachstan/Usbekistangrenze. Fuer die ca. 300 Km brauchen wir 2 volle Tage.
Guenther ist abends zustaendig fuer einen geeigneten "Campingplatz". Er
hat in all den Jahren ein gutes Auge dafuer entwickelt. Wir schlagen uns
oft in die Buesche, falls vorhanden, was in den letzten Tagen nicht der
Fall war. Paralell zur Strasse hat es oft eine Sandpiste, die besser zu befahren
ist als die Strasse. Der Staub ist das kleinere Uebel. Es wird immer
waermer, ist aber trocken und nachts kuehlt es sehr ab, so dass wir
bestens schlafen koennen. Faszinierend ist der Nachthimmel mit seinem
unerermesslichen Sternenmeer.
In dieser steppenartigen Landschaft ist doch Leben da. Erdhoernchen,
kleine Murmeltiere flitzen aus und in ihre Loecher. Schildkroeten laufen
herum und schaffen leider, wie auch die Eidechsen, die andere
Strassenseite oft nicht.
Vereinzelt sehen wir auch Schlangen, die schnell davon schleichen. Die
kurze Wegstrecke, die wir durch Kasachstan gefahren sind hat bei uns
einen, trotz Schmutz, viel Abfall und vielen Polizeikontrollen einen guten
Eindruck hinterlassen.
Die Polizei schaut sich die Paesse an und kontrolliert das Visum,
traegt die Angeben im Fahrzeugausweis in ein Buch ein. Die Kasachen lassen
uns schnell und speditiv ausreisen. Die Einseise nach Usbekistan geht
schnell und ohne Probleme. In 1 1/2 Std. sind wir eingereist. Ich muss
nicht mal den Wagen zur Gesichtskontrolle verlassen, auch wurde das
Fahrzeug nicht inspiziert.
Es war bereits 19.00 Uhr und Gunther suchte gleich nach der Grenze
unseren Schlafplatz.
Die Strassen in Usbekistan sind wesentlich besser als in Kasachstan und
es ist auffallend sauberer. Die Usbeken/Innen sind sehr freundliche,
offene, hilfsbereite und liebenswerte Menschen. Sie freuen sich wenn wir
nach irgendetwas nachfragen oder in den kleinen Verkaufsstanden an der
Strasse einkaufen.
Das Gemueseangebot ist noch gering, Kartoffeln, Tomaten, Karotten,
Gurken und Weisskohl. So sieht unser Menueplan aus: Tomaten/Gurkensalat,
Kartoffeln/Weisskohl mit Ruebli als Eintopf oder Suppe. Herrlich ist das
feine Nan, besonders wenn das Fladenbrot direkt aus dem heissen Lehmofen
kommt. Sehr ins Auge stechen die huebschen Usbekinnen, die durchs Band
alle sehr sauber und gepflegt gekleidet sind und adrett herumlaufen. Auch
die Maenner und Kinder sind auffallend gut gekleidet und sauber. Die
Frauen laufen oft schirmgeschuetzt herum und sind stolz auf ihre helle
Haut.
Bei Qonghirat fahren wir nordwaerts nach Moynak. Da besichtigen wir die
in der Wueste gestrandeten Ueberbleibsel der Schiffe. Der Aralsee ist
mittlerweilen 100 Km entfernt/zurueckgegangen, da kommen wir mangels
Strasse nicht hin.
Fuer mich hat sich der Auffahrtsausflug wage gelohnt. Die Landschaft
ist wie seit Tagen gehabt und die Bruecke ueber den Amu Darya bei Parlitav
existiert bestimmt schon lange nicht mehr. Also gleiche Strecke zurueck
nach Qonghirat.
Nukus hat ca. 250000 Einw. und ist das administrative Zentrum der
autonomen karakalpakischen Repuplik . Die Maenner geben uns klar zu
verstehen, das sie Karalkapaken sind und keine Usbeken. In Nukus
schlendern wir ueber den Markt und kaufen das Uebliche ein. Maenner mit
Plastiktaschen bieten uns immer den gleichen Wechselkurs an. Wir brauchen
wieder Sum und so wechseln wir auf der Stelle U$ 100.--, dafuer bekommen
wir 120000.-- Sum. Hier waeren wir schnell Millionaere. Es dauert seine
Zeit bis wir die 120000.-- in 1000er oder 500er Noten nachgezaehlt haben.
Die Einheimischen sind darin um einiges schneller wie wir.
Auf guter Strasse kommen wir zuegit voran ueber Beruni nach Urgench. In
Urgench versuchen wir endlich Benzin zu bekommen. Es scheint, dass der
Treibstoff gehortet wird. Guenther bekommt nach langen hin und her doch
noch alle Kanister mit Benzin gefuellt, 160 Lt/ 80 Oktan. Das Benzin wird
immer billiger, 1 Liter kostet ca. 60 Rappen. Mit dem Preis sinkt auch die
Oktanzahl. Jetzt klimpern die Ventile. In Chiwa koennen wir in einem
Hotelhof fuer paar Dollar stehen und haben Dusche/WC und Wasser zum
Waesche waschen zur Verfuegung.
Die Handwaschmaschine ist jetzt im Einsatz. Der Standplatz ist ideal,
wir koennen alles zu Fuss erkunden. Die Altstadt von Chiwa ist ein
lebendiges Freilichtmuseum, schuetzend umgeben von Schutzwallen und
Bstionen, hergestellt aus Tonerde und Ziegeln. Die gut erhaltene riesige
Stadtmauer ist durch Haupttore in den vier Himmelsrichungen unterbrochen.
Die Altstadt ist reich an Koranschulen, Minarette, Moscheen, Mausoleen und
dem Basar. Wir verbingen zwei volle Tage in dieser historischen Stadt.
Die ca. 500 Km nach Buchara schaffen wir von morgens 08.00 Uhr bis
abends 19.00 Uhr mit ca. einer Stunde Mittagspause. Es ist sehr heiss. Wir
oeffnen am Wagen auch die Seitentueren und geniessen den Durchzug. Es ist
im Wagen angenehmer als draussen in der Sonne, er hat immer noch keine
Baeume. Der Einfluss des Amu Daria, der aus dem Aralsee fliesst, zeigt
seine Wirkung, es wird gruener, die Felder werden bearbeitet und bepflanzt
mit Kartoffeln, Korn und mehrheitlich Baumwolle, wir sehen auch schon
vereinzelte Reisfelder.
Das wenige Gruen ist eine Erholung fuer die Augen. Jetzt erkunden und
besichtigen wir die "Edle", gelegen an der vielbeschiebenen grossen
Seidenstrasse.
Jetzt muss ich langsam Schluss machen, ich habe gleich neben dem
Internet-Laden mit Guenther in der Chajkhana abgemacht. Nach einer
Erfrischung gehen wir in der Altstadt bummeln und die vielen
Sehenswuerdigkeiten bewundern. Das Abendlicht ist ideal und es ist nicht
mehr so heiss.
Wir fuehlen uns sehr wohl in Usbekistan. Ich kann mich hier als Frau
frei und ohne Probleme bewegen, sehr angenehm.
Hiermit bedanken wir uns fuer die vielen E-Mails. Wir freuen uns von
Euch zu hoeren.
Herzliche und sonnige Gruesse aus Buchara senden Margrit und Guenther